Baumschutz in Fürth – ein Dauerthema. Jedes Jahr werden für Bauvorhaben mehr Fällungen genehmigt (siehe Grafik). Jetzt soll die Genehmigungspflicht für viele Bäume ganz wegfallen. Eine Änderung der Baumschutzverordnung sieht vor, dass alle Nadelbäume auf bebauten oder bewohnten Grundstücken ohne vorherige Genehmigung gefällt werden dürfen! Damit sind wir überhaupt nicht einverstanden und tun unseren Ärger in der folgenden Pressemitteilung kund:
Pressemitteiung der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Fürth vom 8. Juli 2014:
Baumschutzverordnung: Nadelbäume dürfen nicht zur Fällung freigegeben werden
Noch Anfang April 2014 hatte die Stadt Fürth eine positive Baumbilanz veröffentlicht und OB Jung zeigte sich stolz, dass mehr Bäume gepflanzt als gefällt wurden. Schon damals, im zeitlichen Umfeld der Kommunalwahl, war die Erfolgsmeldung mit Vorsicht zu genießen: Erstens können jahrzehntealte Großbäume kaum durch Neupflanzungen ersetzt werden. Zweitens fallen in Fürth Jahr für Jahr immer mehr Bäume Bauprojekten zum Opfer. Besonders die Bäume in dicht besiedelten Gebieten haben jedoch eine wichtige Funktion für die Lebensqualität. Dies kann nicht mit Ersatzpflanzungen am Stadtrand ausgeglichen werden.
Die Änderung der Baumschutzverordnung ist seit 2012 in Arbeit, u.a. wurde bereits im Umweltausschuss beschlossen, dass der Stammdurchmesser für die Genehmigungspflicht zur Beseitigung von 60 cm auf 80 cm erhöht wird, gegen die Stimme der GRÜNEN Stadträtin Waltraud Galaske. Bis zur Kommunalwahl wurde die weitere Überarbeitung der Baumschutzverordnung jedoch ausgesetzt.
Nun, nach der Wahl, steht ein weiterer Eklat bevor: Die Baumschutzverordnung der Stadt Fürth soll nun grundlegend geändert werden, alle Nadelbäume auf bebauten oder bewohnten Grundstücken im Stadtgebiet Fürth sollen ohne vorherige Genehmigung gefällt werden dürfen! So hat es der Umweltausschuss am 27. Juni 2014 bei fünf Gegenstimmen beschlossen, darunter die beiden GRÜNEN Waltraud Galaske und Harald Riedel.
Heißt es noch in der Antragsvorlage der Verwaltung, die Baumschutzverordnung solle so geändert werden, „dass Nadelbäume, ausgenommen jedoch Eibe, Hemlocktanne, Kiefer/Föhre, Tanne und Zeder, zukünftig aus dem sachlichen Geltungsbereich der Baumschutzverordnung herausgenommen werden.“, hat die Mehrheit von SPD und CSU nun beschlossen, alle Nadelbäume auf bebauten und bewohnten Grundstücken aus der Baumschutzverordnung herauszunehmen.
Dazu erklärt Waltraud Galaske, GRÜNE Stadträtin und Mitglied im Umweltausschuss: „Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Nadelbäume plötzlich weniger wert sein sollen als Laubbäume. Ganz im Gegenteil: Während der Wintermonate, wenn die Laubbäume kahl sind, bleiben Nadelbäume grün. Das ist nicht nur für Vögel wichtig, sondern ganz einfach auch ein schönerer Anblick im Stadtbild, wie z.B. die ortsbildprägenden Stadelner Kiefern und der Restwaldbestand in Stadtwaldnähe. Darüber hinaus haben alle Bäume – auch Nadelbäume – einen wichtigen Effekt für den Klimaschutz.“
Ähnlich, so Waltraud Galaske, hat auch die Verwaltung argumentiert und sich gegen die Freigabe aller Nadelbäume ausgesprochen. „Daher ist es vollkommen unverständlich, dass die Baumschutzverordnung weiter ausgehöhlt werden soll.“ Harald Riedel, ebenfalls im Umweltausschuss moniert „Einige Tagesordnungspunkte vorher in der Sitzung des Umweltausschuss wurde noch einhellig anerkannt, wie wichtig Bäume für das Stadtklima sind, und wenige Minuten später wird genau das Gegenteil beschlossen.“
Dass die Nadelbäume GrundstückseigentümerInnen übermäßig zur Last werden, kann Galaske sich nicht vorstellen: „Erstens sind Nadelbäume viel pflegeleichter, weil im Herbst kein Laub beseitigt werden muss. Und zweitens ist es auch jetzt bereits möglich, eine Fällgenehmigung zu bekommen, wenn z.B. ein zu groß gewordener Baum dem kleinen Garten zu viel Sonnenlicht nimmt. Für den Reihenhausgarten ist die Lockerung der Baumschutzverordnung also sicher nicht gedacht.“
Hinter dem Antrag der SPD-Fraktion vermuten die Grünen andere Motive: „Hier soll einmal mehr den Bauinvestoren ein Ärgernis aus dem Weg geschafft werden. Die Fällung vieler großer Nadelbäume für Immobilien-Projekte wird dann wohl bald zur ganz legalen Praxis.“ Waltraud Galaske verweist in diesem Zusammenhang auch auf den skandalösen Kahlschlag beim Bauprojekt „Grundig-Park“: „Solche Fällungen im großen Stil wären mit der neuen Regelung vollkommen in Ordnung, sofern es sich um Nadelbäume handelt.“
Die GRÜNE Stadtratsfraktion fordert Oberbürgermeister Jung und die SPD-Fraktion auf, in Sachen Baumschutz endlich umzusteuern. Fürth muss weg kommen von dem Ideal, es immer nur den Immobilienfirmen möglichst leicht zu machen. Die allermeisten Menschen in dieser Stadt haben nichts von einem gelockerten Baumschutz – es sei denn, sie sind im Immobiliengeschäft aktiv.
Für Rückfragen erreichen Sie Frau Stadträtin Waltraud Galaske unter 0911/76 29 74 und Herrn Stadtrat Harald Riedel unter 0151/181 30 184.
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