Bau

Die verpasste Chance für ein ökologisch sinnvolles, zukunftsgerichtetes Baugebiet in Fürth

Während Hauseigentümer*innen in ganz Deutschland heute mühevoll versuchen, die energietechnischen Bausünden der Vergangenheit durch nachträgliche Dämmung und Sanierung zu kompensieren, zementiert die Stadt Fürth beim Neubaugebiet „Westlich Magnolienweg“ in Burgfarrnbach den nachweislich klimaschädlichen, veralteten Baustandard in Neubauten. Also wird man auch dort in wenigen Jahren wieder mühsam und teuer umbauen müssen, um den fehlenden Klimaschutz zu reparieren. Das einzig Sinnvolle wäre, stattdessen gleich auf einen klimaneutralen Städtebau zu setzen.

Mit ihrer politischen Haltung läuft der „Klimaschutzstadt Fürth“ schlichtweg die Zeit davon, um auch nur annähernd die Pariser Klimaschutzziele bis 2035 respektive 2050 zu erreichen. Wir haben nur noch eine Chance, wenn wir viele kleine zukunftsweisende Maßnahmen setzen ‐ beispielsweise jetzt eine klimaneutrale Bebauungsform in Burgfarrnbach als ein Mosaikstein des großen Ganzen“, so Kamran Salimi, Vorsitzender der GRÜNEN-Stadtratsfraktion.

Doch was plant die Verwaltung der Stadt Fürth? Das ewige Einerlei aus wahllos zur Siedlung angehäuften, freistehenden, eingeschossigen Einfamilienhäusern mit Parkplatz. Nicht einmal die im Februar beschlossene Solarpflicht für neue Bauvorhaben wird umgesetzt. Stattdessen entsteht ein autogerechtes Standard‐Baugebiet nach Schema F der uralten Generation – ohne jeden Anspruch auf CO2‐Reduzierung. Damit das nicht so auffällt, wurde ein bisschen Ökozuckerguss über die Planungen gegossen ‐ in Form von Spielstraßen (mit Parkplätzen) und begrünten Dächern auf Autogaragen sowie wasserdurchlässigen Autostellplätzen und einem eventuell geplanten Blockheizkraftwerk. Solardächer und ein höherer Dämmstandard werden den künftigen Eigentümer*innen lediglich zur freien Entscheidung vorgeschlagen ‐ als hätten die Planer*innen noch nie etwas vom Klimanotstand gehört.

Doch die SPD ist damit offenbar zufrieden. Warum die CSU‐Fraktion in der Sitzung ihren eigenen Antrag auf eine CO2‐neutrale Planung der Siedlung nicht aufrechterhalten hat, sondern den Weg frei gemacht hat für das 08/15‐Baugebiet, muss man nicht verstehen.

Kamran Salimi macht das ärgerlich: „Wenn man schon wertvolle Flächen versiegelt, sollte man wenigstens die Chance ergreifen und eine verantwortungsbewusste und zeitgemäße Planung umsetzen. Dazu gehören idealerweise eine klimaneutrale Energie‐ und Wärmeversorgung, ein modernes Verkehrskonzept mit Carsharing‐Standort, Lastenradverleih und überdachten Fahrradabstellanlagen, Ladeplätzen für Elektroautos und Pedelecs und eine autofreie Siedlungsplanung, wo Kinder wirklich gut draußen spielen können und nicht ständig auf Nachbars Auto aufpassen müssen, denn das parkt am Rand der Siedlung.“

Dazu flächensparendes Bauen, zumal es genügend Baulücken für die klassischen Einfamilienhäuser in den angrenzenden Baugebieten gibt. Alleine schon das Weglassen eines Großteils der Straßenführung würde sich positiv auf die Flächenverteilung der Siedlung auswirken; und warum nicht auch zweigeschossige Bebauung, innovative Stadt‐Reihenhäuser oder Wohngruppen für Gemeinschaften und Initiativen zulassen? Ein Baugebiet für junge einheimische Familien soll es werden – doch neue Wohnformen gerade für diese Zielgruppe sehen heute anders aus als noch in der „klassischen Form“ der Eltern‐ und Großelterngeneration der 60er und angrenzenden Jahrzehnte.

Andere Städte, wie beispielsweise Freiburg, sind schon viel weiter in der modernen Siedlungsplanung. Man müsste das Rad also nicht neu erfinden. Für den Anfang würde es ja genügen, sich bei erfolgreichen Kommunen Anregungen zu holen. Das ließe sich auch mit einem personell knapp besetzten Baureferat bewerkstelligen. Doch in Fürth fehlt ganz offenbar einfach der Wille.

Der Hinweis des Baureferats, man müsste sonst alles umplanen, was man seit 2017 geplant hat, ist sehr relativ. Schließlich kommt es darauf an, WAS man geplant hat und nicht SEIT WANN. Denn trotzdes scheinbar langen Zeitraums befindet sich das Planungsverfahren noch im Anfangsstadium derBauleitplanung.

Man könnte fast meinen, die selbsternannte „Klimaschutzstadt Fürth“ tut gerade alles, um die CO2‐Reduktions‐Ziele NICHT zu erreichen. Große Klimaschutzeinsparungspotenziale gibt es in Fürth nicht mehr. Wann, wenn nicht jetzt, will die Stadt damit beginnen, der Worthülse „Klimaschutzstadt“ endlich auch ein bisschen Leben einzuhauchen?“, fragt sich Kamran Salimi.

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