Vor der Kulisse gesellschaftlicher und globaler Krisen steht der „psychosoziale Aspekt“ in der Jugendhilfe verstärkt im Fokus. „Es gibt nicht nur immer mehr Fälle, sondern es fällt zunehmend auf, dass immer jüngere Kinder und Jugendliche in immer gravierenderen Vorfällen in Erscheinung treten. Übergriffe und Gewalttaten häufen sich“, erläutert GRÜNEN-Stadträtin Hanne Wiest. Nach einem besorgniserregenden Bericht des Jugendamts zur Psychosozialen Betreuung von Kindern und Jugendlichen wollte die GRÜNEN-Fraktion mit ihrem Antrag zum Jugendausschuss herausfinden, wie stark das Problem in Fürth ausgeprägt ist und ob alle Fälle angemessen bearbeitet werden können. Sie beantragten, dass das Jugendamt bzw. der Bezirkssozialdienst (BSD) darlegen sollten, inwiefern Fürth in der aktuellen Gesamtsituation im Hinblick auf die notwendige psychosoziale Betreuung von Kindern und Jugendlichen gut aufgestellt ist – auch im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größe.
„Das Ergebnis war sehr ernüchternd“, erzählt Hanne Wiest. „Auch in Fürth gibt es enorm viele Fälle. Kinder, Jugendliche und ihre Eltern suchen oft nicht frühzeitig Hilfe und die Beratungsarbeit wird dementsprechend komplexer.“
Aus der Sitzungsvorlage im Jugendausschuss am 5. Oktober geht hervor, dass schon im September dieses Jahres mit 122 Kinderschutz-Meldungen das Niveau des gesamten Vorjahres erreicht wurde. Der Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) funktioniert faktisch nicht mehr, heißt es. Was die Inobhutnahmen von jungen Menschen und die Unterbringung junger Geflüchteter angeht, hinkt das Jugendamt nach eigener Aussage hinterher. Immerhin soll im ersten Quartal 2024 eine Inobhutnahmestelle in Fürth eröffnet werden
„Die Arbeit dieser Stellen ist enorm wichtig – natürlich für den einzelnen Jugendlichen und die einzelne Familie, aber auch für die gesamte Stadtgesellschaft! Die Politik muss unbedingt dafür sorgen, dass gefährdete Kinder und Jugendliche die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Wenn Angebote eingeschränkt werden müssen, wird das uns alle treffen, weil wir alle mit den Auswirkungen leben müssen“, erläutert Hanne Wiest.
Immerhin wurden tatsächlich einige neue Stellen geschaffen, beispielsweise eine Stelle zu Konzeptionierung und Einsatz der „Verfahrenslotsen“ – als Schwerpunkt des SGB-VIII-Reformprozesses.
„Das kann nur der Anfang sein. In diesem Bereich müssen dringend auch unterjährig notwendige Stellen geschaffen und Mittel zur Verfügung gestellt werden“, fordert Hanne Wiest.
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